DÄV-Vorsitzende Priess über "Medemer"
Was bedeutet Medemer (መደመር mädämmär) [1]?
Der neue Premier Minister Dr. Abiy Ahmed hat ein neues Wort Medemer in die Politik eingeführt. Er umarmt unterschiedliche Leute in der Öffentlichkeit und macht selfies mit Fans; er strahlt zu Kameras. Seine Botschaft zu den ethnischen Gruppen in den Killil (regions; Bundesländern) lautet: „Reißt die Mauer ab – baut die/eine [?] Brücke!“ Die Leute lieben seine Botschaft von Liebe, Frieden, Versöhnung, Gerechtigkeit, Einheit / Ganzheit des Landes. Daher agieren immer mehr Äthiopier zusammen für ihr eigenes Land und für das gemeinsame Leben im Alltag. Medemer bedeutet Addieren bzw. Harmonie - jedoch ohne Gleichmacherei; es heißt ein Team zu bilden, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Und das Ziel ist ein freies, demokratisches, erfolgreiches Äthiopien. Medemer macht aus unterschiedlichsten Menschen eine Symbiose, eine gegenseitig wohltuende Beziehung. In Minnesota sagte Abiy: „Wenn ihr der Stolz eurer Generation sein möchtet, dann entscheidet, dass Oromo, Amhara, Wolayta, Gurage und Silte alle gleichmäßig Äthiopier sind.“ Gleichzeitig müssen noch vorhandene Ungerechtigkeiten (u. A. Landbesitz, der am meisten die Oromo betrifft) geklärt und berichtigt werden, was eine komplizierte Angelegenheit ist.
Allgemein gesagt, besondere politische Praktiken von Medemer bringen die Leute zum gemeinsamen Ziel, wofür Abiy alle Äthiopier, alle Leute im Horn von Afrika, sogar ganz Afrika herausfordert. Individuelle Personen und individuelle Nationen können nicht alleine leben bzw. wichtige Ziele alleine erreichen. Was dem einen Land passiert – im Guten oder Schlechten – ist den anderen Ländern nicht egal. Es heißt auch, auf den richtigen Moment aufzupassen, um keine Energie bei unnötigen Kämpfen zu verlieren. Der Frieden tut dem ganzen Horn von Afrika gut. Dr. Martin Luther King, Jr. hat mehrfach gesagt: “Wir müssen lernen, als Brüder mit einander zu leben, sonst gehen wir alle unter als Verrückte.“
Dr. Maija Priess, 1. Vorsitzende Deutsch-Äthiopischer Verein, Lektorin Afrikanistik und Äthiopistik, Uni Hamburg