"Aktuelle Probleme wie die hohen Nachernteverluste adressieren"

Die Landwirtschaft wird eine zentrale Rolle bei der Steigerung des Wohlstandes in Äthiopien spielen. Wie aber bekommt man das Wissen aus den Universitäten fruchtbar auf die Erde? Damit beschäftig sich das Panel "Capacity Building als Schlüssel für Innovation und Wertschöpfung im äthiopischen Agrarsektor" bei unserem Online-Forum am 20. März. Mit dabei Haile Mengesha (Consultant CIMMYT/GIZ), Julia Schmidt (Originalfood) und Prof. Dr. Carsten Lorz ("Bavarian-Ethiopian Alliance for Applied Life Sciences"). Letzerem hat unsere Moderatorin Juliane Glovania (Uni Weihenstephan) schon vorab ein paar Fragen gestellt.

Glovania: Welche Aktivitäten setzt die HSWT in Afrika und speziell in Äthiopien um?

Lorz: Die Hochschule ist schon seit mehreren Jahren auf dem afrikanischen Kontinent aktiv. Wir setzen mit einer Vielzahl afrikanischer Hochschulen einen partnerschaftlichen Austausch im Bereich angewandte Lebenswissenschaften um. Laufende Initiativen sind beispielsweise der „Ausbildungspakt mit Afrika“ sowie der „Technologie- und Anwendungspakt“, welche in Kooperation mit der GIZ umgesetzt und vom BMZ finanziert werden. Äthiopien ist in beiden Vorhaben jeweils Schwerpunktland. Darüber hinaus haben wir aber auch weitere Projekte, welche speziell auf Äthiopien abzielen. Hier ist zum einen die „Bavarian-Ethiopian Alliance for Applied Life Sciences“ zu nennen, welche von der Bayerischen Staatskanzlei im Rahmen des Bayerischen Afrikapakets gefördert wird, zum anderen aber auch unser neues DAAD-Projekt „Tomato – Harnessing of Efficient Vegetable & Fruit Production, Processing and Marketing Systems in Ethiopia“.

G: Was ist das Ziel der “Bavarian-Ethiopian Alliance for Applied Life Sciences” sowie des “Tomato-Projekts”?

L: Die “Bavarian-Ethiopian-Alliance for Applied Life Sciences” hat zum Ziel, ein Partnernetzwerk zwischen bayerischen und äthiopischen Akteuren aus Wissenschaft, Industrie und öffentlichem Sektor in den angewandten Life Sciences zu errichten. Gemeinsam soll das Konzept der Hochschulen für angewandte Wissenschaften, wie die HSWT es seit 50 Jahren umsetzt, diskutiert, weiterentwickelt und an den lokalen Kontext angepasst werden. Das Projekt läuft seit Ende 2019, leider konnten nach einigen Anbahnungsreisen nach Äthiopien die Vorhaben aufgrund der Covid19-Pandemie nur noch online umgesetzt werden. Das hat bis jetzt aber super geklappt – so haben wir unter anderem schon virtuelle Workshops zu angewandter Lehre in der Landnutzung, der Lebensmitteltechnologie sowie der Biotechnologie mit unseren bayerischen und äthiopischen PartnerInnen abgehalten. Das „Tomato-Projekt“ hat einen engeren Fokus als die Allianz und zielt speziell auf die Bereiche Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Obst und Gemüse ab. Im Projekt möchte die HSWT in Kooperation mit den Universitäten Bahir Dar, Hawassa und Arsi die praktische Ausbildung in den Lebensmittel-Studiengängen stärken, so dass Absolvierende vermehrt in der Lage sind, aktuelle Probleme wie die hohen Nachernteverluste in Äthiopien zu adressieren.

G: Wie soll sich Ihre Arbeit in einigen Jahren „on the ground“ in Äthiopien bemerkbar machen?

L: In Äthiopien gibt es von Regierungsseiten das Bekenntnis, die bislang sehr Theorie-lastige Hochschullehre praktischer gestalten zu wollen. Wir hoffen, mit unseren Projekten zu dieser Transformation beitragen zu können. Es wäre schön, wenn in Zukunft immer mehr äthiopische Absolvierende in ihrem Studium bereits praktische Erfahrungen machen, sodass sie attraktiver für den lokalen Arbeitsmarkt sind und innovative Lösungen für bestehende Herausforderungen entwickeln können.

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