"Wie hat Corona Dein Leben in Äthiopien verändert?"

"Man muss bei Vielem umdenken. Die Schule ist geschlossen und ich arbeite teilweise von zu Hause, teilweise vom Büro aus. Wegen der Versorgungslage hatte man immer schon einen gewissen Vorrat; dieser wurde nun erweitert." - Benjamin Freiberg, seit Beginn 2009 in Äthiopien.

"Wir hatten einige Treffen mit den Bauern und haben versucht, etwas aufzuklären, was das "Corona" denn ist.. Hier kommen nicht allzu viele Infos an für die Bauern, abgesehen von dem Aufruf zum Hände waschen statt dem Rufsignal beim Telefonieren. Es gab viele Gerüchte und viele Ängste, auch negative Gefühle gegenüber Ausländern (zu dem Zeitpunkt war aber ausser mir schon gar niemand mehr in der Mulu Lodge). Wir haben dann u.a. an der Mühle, der Kirche und vorm Markt Hand-Wasch-Stationen aufgebaut mit unseren Bauern, welche auch genutzt werden. Einige Menschen wollen nicht mehr mit dem typischen Schultergruss grüßen, sondern halten wirklich Abstand. Einige aber auch nicht. Der öffentliche Verkehr wr eingestellt, läuft jetzt aber pünktlich zu Ostern wieder. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob und wie man es merken würde, wenn Corona hier ankommt (wenn es das nicht eh schon ist). Auch sonst gehen die Menschen ja selten ins Krankenhaus hier, von daher wird man es vielleicht gar nicht registrieren auf dem Land. Im Dorf hier sieht und merkt man abgesehen von unseren Waschstationen aber keinerlei Veränderung vom täglichen Leben: Kirche, Marktleben, religiöse Treffen (Mehaber), gemeinschaftlich von einer Platte essen, etc." - Valerie Seitz, bertreibt seit 2018 in den Chocke Mountains die "Mulu EcoLodge"

"Nach meinem erfolgreichen Einsatz als CIM/GIZ-Experte für "agricultural mechanization" in der Landwirtschaft, sollte ich fuer GIZ direkt eine weitere Consulting-Tätigkeit übernehmen. Jetzt sitze ich in Addis fest, weil jetzt allgemein die Tätigkeiten hier im Land wegen der Corona Krise eingeschränkt wurden. Das Land ist bis jetzt Gott sei Dank nicht hart von der Epedemie getroffen worden - überraschend wenig Todesfälle, trotzdem ist die Einschränkung wirksam und wir bleiben zu Hause. Aber es gibt viele in der Stadt, die sich so ein "zu Hause bleiben" nicht verkraften oder nicht leisten können. Weil sie kein richtiges zu Hause haben oder sich weiter  täglich ihr Essen verdienen muessen - auch durch Betteln. So ein "lockdown" oder ein "social distancing" funkioniert deshalb hier nicht richtig . Obwohl die Regierung sehr viel unternimmt, um diese Krise unter Kontrolle zu halten. Allgemein ist mein Leben dadurch eingeschränkt. Bei so eine Krise "hilft nur beten" - ein alte Sprichwort. Beten und Gottesdienste sind deswegen staatlich angeordnet: die Fernsehstationen strahlen deshalb jeden Abend Gottesdienste und Predigten aus - für Christen, Orthodoxe, Muslime und Anhänger anderer Rseligionsgruppen." - Haile Mengesha, Ingenieur, lebt eigentlich in Berlin - seit 2019 wieder in Addis

"Bisher geht das Leben fast den gewohnten Gang weiter. Allerdings sind die Schulen und Universitäten geschlossen, auch eine Reihe von Büros und Dienststellen, wie z.B. die Strassenverkehrsbehörde, bei der es TÜV-Plaketten gibt. Man bemüht sich, überall Abstand zu halten, öffentliche Verkehrsmittel (die ich bisher erfolgreich gemieden habe) werden nur zur Hälfte besetzt. An den Haltestellen gibt es lange Abstands-Schlangen. Überall wäscht man sich die Hände, in Geschäften, Banken etc und es werden auch vereinzelt Temperatur-Checks durchgeführt. Seit heute (18. April) gibt es Verkehrsbeschränkungen für private Kfz (gerade/ungerade Endziffern fahren an unterschiedlichen Tagen). Wir versuchen herauszufinden, wer denn wann darf, damit wir das richtige Kfz benutzen. Gott sei's getrommelt und gepfiffen: Geschäftsfahrzeuge dürfen immer fahren. Meine Frau Alem hat seit ein paar Wochen einen Geschäftswagen. Letzten Sonntag haben wir hier bei uns den Gottesdienst gefeiert - mit den Rest-Deutsch sprechenden." Jürgen Greiling, Addis Abeba, bis Ende 2019 GIZ-Experte für Bienenzucht und Honigproduktion

 

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